Leserbriefe |
Donnerstag, 11.10.2001 | Drucken |
Leserbriefe
Ana schrieb:
Zuerst möchte ich mein etwas holpriges Deutsch entschuldigen,ich bin aus Spanien.Meine Angestellte und Freundin,Fatíma, ist gläubige Muslima und ist aus Maruecos. Selbstverständlich trägt sie ein Kopftuch, aber nicht weil sie jemand dazu zwingt, sondern weil es ihre Religion und ihre Kultur ist.Christen tragen schliesslich auch ein Kreuz, und vor allem wir Spanier, und niemand käme auf die Idee mit dem Zeigefinger auf uns zu deuten und zu sagen: Katholische Fundamentalisten!
Aber mit der Toleranz ist es nun mal so eine Sache: Es scheint dass die Menschen in Deutschland eine Toleranz für sich fordern die sie anderen nicht zugestehen möchten.
Richtig, es gibt keine weibliche Imane, allerdings habe ich auch noch keine weibliche katholische priester, oder weibliche Päpste kennengelernt.
Ich weiss nicht was Dich wirklich an kopftuchtragenden Muslimas stört? Jagt Dir das Kopftuch einer anderen Frau etwa Angst ein?
Fühlst Du Dich bedroht, weil jemand seine Glaubensfreiheit in Anspruch nimmt, sein Recht auf freie Meinungsäusserung, sein Recht auf privates Glück? Bist Du etwa der Ansicht, dass das Kopftuch eine Frau weniger inteligent oder selbstbewusst macht?
Wobei es leider viel Selbstbewustsein braucht um in einem Land wie in Deutschland "anders" zu sein. Wichtig ist, was man (Frau) im Kopf hat, und nicht was sie auf dem Kopf trägt.
Meine Mitarbeiterin ist eine 100\% profesionál und schmeisst den Laden oft alleine. Offenheit und Toleranz von Deiner Seite ist gefordert. Ich weiss nicht ob es der westlichen Frau wirklich so gut geht, denn welche Erungenschaft ist es denn die "Freiheit" zu haben von Bett zu Bett zu springen, kaum Kontakt mit seiner Familie zu pflegen und dem Egoismus zu fröhnen.
Wenn für Dich Koranschulen "Gehirnwäsche" sind und zur Heranzüchtung von Fundamentalisten/Innen dienen, sollte man doch wohl auch den christlichen Religionsuntericht abschaffen, die Vorbereitungstunden auf die Erstkomunion, Firmung etc. Denn schliesslich könnte ja eine Gehirnwäsche stattfinden.
Ich weiss nicht, hast Du jemals ein arabisches Land besucht? Sicherlich nicht, denn sonst würdest Du sicherlich wissen, dass die Mehrzahl der muslimischen Männer eine entsprechende Kleidung trägt, die sowohl ihrer Kultur als auch ihrer Tradition entspricht.Oder zählt auch hier nur die westliche Tradition? Auch ist es auf Grund der Natur im Orient sehr empfehlenswert sich gegen Staub etc zu schützen, folglich ist ein Bedecken der Atemwege die einzige wirksame Methode.Die Gastfreundschaft der Menschen, die mein Mann und ich im Iran,in Jordanien, in Syrien, Túnez, Maruecos und in der Türkei genossen haben ist etwas so schönes, denn die Familie zählt wirklich viel mehr als in den westlichen Ländern, ich habe die Frauen als warmherzig, selbstbewust und inteligent kennengelernt, Personen die mit beiden Beinen im Leben stehen. übrigens, die Männer unterdrücken ihre Frauen nicht, im Gegenteil es herrscht im Normalfall ein freundlicher, respektvoller Ton zwischen de Geschlechtern.
Sicherlich wirst Du niemals in ein arabisches Land reisen, denn verbohrte Menschen urteilen über alles und jeden ohne die Tatsachen mit eigenen Augen zu sehen - meiner Meinung nach ist dies eine Art von Fundamentalismus der sehr gefährlich ist.
Nicht alles was aus dem Westen kommt ist erstrebenswert, Du solltest Dir dieses Brett vor dem Kopf nehmen. Jeder Mensch hat das Recht auf seine Kultur,Sitten und Bräuche, Ausübung seiner Religion etc. Die Wiege der Kultur ist in Persien, nicht in den USA, denn es scheint, dass uns aus den USA lediglich Erungenschaften wie Gewalt,Krieg,Hass,Unterdrückung anderer Rassen,Drogen, zerbrochene Familen, Fast Food, Arbeitslosigkeit und anonymer, schneller Sex als erstrebenswerte Weltanschauung vermittelt wird.
Ich habe in Deutschland einige Jahre studiert und die "Gastfreundschaft" vieler Deutschen genossen, anders sein, Ausländer sein ist fast ein Verbrechen. Nur weil ich Spanierin bin wurde ich von vielen als Zigeunerin abgestempelt. Und wenn ich es wäre, wäre ich sicherlich stolz darauf. Viele Tränen habe ich geweint über die Verbissenheit und Intoleranz meiner deutschen Mitmenschen, die sich an meiner "ausländischen" Musik störten, an meinem Essen, die meine Familie die zu Besuch kam im Wohnhaus als Kanaken bezeichnete, uns als faul,zurückgeblieben und dumm abstempelte.
Das ist die Gastfreundschaft in Deutschland, alles was als fremd anmutet wird verurteilt und kategorisch abgelehnt.
Sicherlich gibt es hier in Gran Canaria auch einige uneinsichtige Holzköpfe, doch die Mehrzahl der Menschen akzeptiert alle guten Menschen egal woher sie kommen, welche Religion sie ausüben oder wie sie sich kleiden.
Ein Kopftuch ist ein Kleidungsstück, weiter nichts, und Du fühlst Dich bedroht von einem Stück Stoff!!!
Wie schön könnte die Welt sein wenn wir lernen könnten mit Achtung, Respekt und Liebe miteinander umzugehen, denn ich glaube das ist was Gott von uns fordert. Ich bete für Frieden in der Welt.
Ana
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