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Leserbriefe

Donnerstag, 17.10.2002



Faisal Syahnurman: zu den Ereignissen in Bali/Indonesien schrieb:


Viele haben Indonesien nur wenig gekannt, aber Bali wissen alle. Bali hat uns Vieles hinterlassen. Es ist schmerzlich und jeder in Indonesien hat das Attentat verurteilt, sowohl von der Regierung als auch von den religiösen Vertretern und Dachorganisationen in Indonesien, sei es von Muslimen, Christen, Hindus, Buddhisten, usw. Sie haben gemeinsam erklärt und den Indonesiern zur Rückbesinnung, Ruhe und Geschlossenheit gerufen.
Wir, Indonesier, sollen uns nicht aus Vermutungen basierend auf Religionen gegeneinander die Zeigefinger zeigen. So lautet unsere gemeinsame Erklärung. Leider ist diese Erklärung nicht in der westlichen Presse erschienen.

Doch was in den vergangenen Tagen in den sogenannten westlichen Ländern passiert ist, zeigt das allerletzte Gegenteil. Prompt sind viele Vermutungen aufgetaucht, die nur in eine Richtung gehen will; nämlich Al Qaida. Es ist sehr seltsam, weil das Ereignis gerade geschehen war und die indonesische Behörde sowie Sicherheitskräfte noch mit der Untersuchung begannen, geschah ein Selbstjustiz, ein so genannter Gerichtsprozess ohne Beweise und nur auf Vermutungen basierend, die wiederum nur auf Indizien beruhen und die man hier zu Lande gern hören will.

Es ist sehr schade, dass hier nicht berichtet wurde, wie die Indonesier sowie die verschiedenen Religionsangehörigen in Gemeinsamkeit unternommen haben. Selbstverständlich hat dieses Ereignis, die Indonesische Regierung dazu aufgefordert schnell zu reagieren und weiteres Vorgehen zu konkretisieren, während ein Paar Monate davor rund 12.000 ausgewiesenen Indonesier aus Malaysia zurückkamen, die bis heute noch keine Nahrung und Unterkunft finden und deren Fall bis heute von der Regierung noch nicht gelöst bzw. geholfen wurden. Sie leben in Not in Nunukan und einige leiden schon an verschiedenen Krankheiten ausgelöst von unmenschliche Unterbringung. Tatsächlich hat die Regierung eine Sondersitzung am Abend nach dem Attentat in Bali veranstaltet.
Danach haben die wartenden Reporter auf den Ministern gewartet. Der koordinierender Minister für politische Angelegenheiten und Sicherheit(Menkopolkam), Herr Susilo Bambang Yudhoyono hat gleich eine Pressekonferenz nach der Sitzung am Ort gegeben und versicherte, dass die indonesische Regierung Hilfe leisten und alles tun werde, um den Fall aufzuklären.
Einige Reporter haben die Frage gestellt, ob vermeintliche Al Qaida in Verbindung käme. Zu der Frage erklärt die indonesische Regierung, dass es noch zu früh sei und man nichts Konkretes in der Hand habe. Seltsamerweise ist der Verteidigung Minister Matori sofort nach der Sitzung zu seinem Büro gegangen und nicht neben Sosilo Bambang Yudhoyono stehen, um dort unplanmäßig eine Pressekonferenz zu machen. Matori hat in seiner Pressekonferenz beschworen, dass es das Werk Al Qaidas gewesen sei. Natürlich haben die indonesischen Reporter Matori gefragt, ob das eine offizielle Aussage der indonesische Regierung ist und warum er nicht gemeinsam mit Minister Yodhoyono ist. Denn er steht ja immerhin in der Struktur unter dem
Menkopolkam. Einige Reporter haben Matori sofort verlassen und kommentiert, Matori habe dabei nur zeigen wolle, dass er eine Rede halten kann. Unglücklicherweise haben die westlichen Reporter und Medien wie unerwartet die Aussage Matoris lieber zitiert als die offizielle.
Heute hat es eine Debatte und Hinterfragung ausgelöst, aus welchen Beweisen Matoris Aussage basiert. Matori selbst kann seine Aussage bis heute nicht beweisen. Aus dem Grund hat der Vorsitzende der Parlamentskommission für Innere und Aussenpolitik, Ibrahim Ambong, die Aussage Matoris dementiert und erklärt, dass es zu früh sei, um solche Schlüsse zu ziehen.

Die Behörden haben am Dienstag Vormittag erstes Untersuchungsergebnis veröffentlicht. Anhand der Darstellung der Explosionsart von Augenzeugen sowie der Explosionsresten bzw. existierenden Spuren sei die verwendete Bombe vom Typ C-4 (c-four) gewesen und dies könne nur vom ausländischen Militär stammen. Indonesien besitzt keine solche Bombe. Weiter erklärt die Ermittler, dass C-4 Bombe zum Selbstbasteln nahezu nicht möglich und nur speziell in den USA und Deutschland produziert worden sei.

Eins haben die Indonesier ganz klar und ausdrücklich beschlossen und dies in Indonesien veröffentlicht, dass die Indonesier von solchen Vermutungen hier zu Lande nicht provozieren lassen wollen und zum Zusammenhalt rufen, damit der Fall in der Objektivität aufgeklärt wird.
Wir schätzen und glauben an die Rechtstaatlichkeit Indonesiens. Ob die Nicht-Indonesier anders glauben oder es gern hören wollen, was ihnen gefällt, ist es nicht unsere Sache. Wir, Indonesier, wollen uns nicht gegeneinander hetzen lassen.