Leserbriefe |
Freitag, 21.03.2003 | Drucken |
Leserbriefe
Tim Wendorff: Charta sehr begrüßenswert schrieb:
Ich bin auch eher durch Zufall auf die Seite des ZMD und die Charta gestoßen, halte sie aber für sehr begrüßens- und fördernswert.
Zum Glück entspricht diese Charta nicht dem Bild, was man in Deutschland im Allgemeinen vom Islam und seinen Anhängern hat.
Wie gut, dass sie den Vorurteilen, die in Deutschland herrschen, entgegenwirkt und Greueltaten und Schreckensregime, die sich auf den Islam stützen, nicht unterstützt.
Für problematisch halte ich allerdings (wie viele andere auch) die Forderung nach dem lautsprechergestützten Gebetsausruf. Ich kann das auf der einen Seite verstehen, ich wäre auch gegen eine Abschaffung der Kirchenglocken, auf der anderen Seite verstehe ich auch die Kritik daran.
Ich glaube ganz sicher, dass der (unter Umständen qualitativ eher schlecht) verstärkte Gebetsruf bei gleicher Lautstärke weit mehr stört, als der Klang von Kirchenglocken, der 1. fest in der Kultur Deutschlands veranlagt ist, 2. meistens sehr melodiös ist und 3. im Gegensatz zur Sprache einen begleitenden, `untertönigen` Charakter hat, während Sprache einen direkt anspricht und damit evtl. stört.
Was die Einrichtung islamischer Feiertage angeht ist der Ansatz auch vollkommen unterstützenswert. Allerdings glaube ich nicht, dass man weitere Feiertage fest in die deutsche Arbeitswelt, die davon sowieso schon genug hat, einführen sollte. Ein Muslim, der aufgrund seiner Überzeugung und seines Glaubens an einem Feiertag nicht arbeiten will sollte daran allerdings auch nicht gehindert werden. Wie wäre es mit einem
System (was man vielleicht eher der Bundesregierung vorschlagen sollte), dass man an religiösen Feiertagen Angehörigen der entsprechenden Religion den Urlaub nicht verweigern darf, es sei denn, es handelt sich um Branchen, die Lebensnotwen entgegenbringen und nicht engstirnig seine idig sind, wie z.B. Krankenpflege und medizinische Versorgung o.ä. Dann könnte man von mir aus auch den einen oder anderen christlichen Feiertag als grundsätzlich freien Tag abschaffen.
Was mir Kopfschmerzen bereitet sind Kommentare wie der von Adnan. Sicher ist nicht alles gut in Deutschland. Wenn einige Gesetze des einzelner Religionen (übringens ist z.B. Homosexualität in der Bibel auch verboten) nicht mit der heutigen Gesetzgebung übereinstimmen, dann heisst das nicht, dass man das nach diesen Religionen nicht akzeptieren darf. Judentum, Christentum und Islam basieren bekanntlich auf der gleichen Grundlage und die deutsche Gesetzgebung basiert auf der ethischen Basis der christlich abendländischen Kultur. Man darf allerdings viele Gesetze heutzutage nicht mehr ganz wörtlich nehmen. Man muss dabei immer die Hintergründe betrachten, auf denen sie entstanden sind.
Was den Kindesmissbrauch in der Kirche angeht, das sind auch nach deutschem Recht verbrechen, die oft leider unter den Tisch gekehrt werden. Das wiederspricht keiner Harmonie. Und wenn Dinge wie die Love-Parade oder ähnliches bei einzelnen auf Ablehnung stoßen (übringens auch bei Angehörigen anderer Religionen) dann sind das Anzeichen einer (zugegeben etwas oberflächlichen und überflüssigen) Kultur, der viele Menschen in Deutschland und aller Welt angehören und die man einfach akzeptieren und tolerieren muss.
Das Schächten z.B. wiederspricht auch ziemlich extrem unserer Ethik, trotzdem soll es toleriert werden und wir es auch toleriert. Wenn man von der deutschen Gesellschaft Toleranz und Akzeptanz fordert, dann ist das vollkommen berechtigt, dann sollte man aber diese im Gegenzug auch der Gesellschaft entgegenbringen.
Die in dem Beitrag dargestellte Engstirnigkeit ist (in weit extremerer Form, ich will den Autor nicht damit auf eine Stufe stellen) leider in dieser Welt immer wieder Ursache für Katastrophen, wie man es am 11.September gesehen hat oder auch jetzt beim Christen George W. Bush sieht.
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Hintergrund/Debatte
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