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Leserbriefe

Montag, 13.09.2004



Samina Khan "Ich trauere mit den Müttern von Beslan" schrieb:


Ich schreibe diesen Text unter dem Einfluss der Bilder von Beslan.

Der Schrei einer Mutter geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich kann mir die die Bilder im Fernsehen nicht anschauen ohne zu weinen.

Und dann schweift mein Gedanke weiter und ich bin wütend über diejenigen, die im Namen eines krankhaften Islamverständnis ihre Ziele durchfechten. Es macht mich ohnmächtig, wenn ich höre, dass es immer noch Geschwister gibt, die nicht wahrhaben wollen, dass das eine Tat von Muslimen war. Und immer noch höre ich die Ausreden: "Es ist nicht bewiesen, dass es Muslime waren."
Brauchen wir einen Beweis um die Existenz unseres geliebten Propheten nachvollziehen können? Oder verlassen wir uns da nicht auf Aussagen von Menschen, die uns vermittelten, dass es ihn gab. Sind das alles Lügner gewesen? Und heute lügen alle Journalisten und Berichterstatter über all die Terrorakte, die im Namen des Islams durch feindselige Muslime begangen werden?

Warum können wir uns nicht damit zufrieden geben, dass das eine Entwicklung ist, die bereits vor der Existenz Adams von den Engeln im Koran angekündigt wurde und Allah dennoch diese Menschen schuf, obwohl er wußte was sie anrichten werden?

Haben wir ein Recht unsere Geschwister, sei es in Tschetchenien, Palästina, Kaschmir, Irak u.s.w um jeden Preis zu entschuldigen? Haben wir eine Pflicht dazu, die es irgendwo im Koran gibt?

Ist der Preis, den diese Menschen für ein Stück Land bezahlen nicht viel zu hoch und unangemessen?

Ist nicht der Boden der Heiligen Stadt Mekka heiliger als der Boden von Kaschmir, Tschetchenien, Irak oder Palästina? Und sagte nicht unser geliebter Prophet, dass das Blut und das Vermögen eines Muslims heiliger ist als die Kaaba selbst?

Wen opfern diese Menschen tagtäglich für diesen Kampf? Sind es nicht die Muslime, die rekrutiert und indoktriniert werden im Namen eines Gottes, der dieses nicht wollte?

Und ist Allah nicht derjenige, der seinen Menschen siebzig mal mehr liebt als eine Mutter? Wenn Gott weinen könnte, wie würde seine Trauer wohl aussehen, wenn er den Zustand seiner Geschöpfe auf dieser Erde sieht?
Wo doch der Schrei der Mutter in Beslan so markerschütternd war, dass einem die Haare zu Berge stehen.

Ich bin Mutter und ich weiß, was die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind bedeutet. Und ich trauere mit den Müttern von Beslan.
Und keiner soll die Geschichte der Mutter in Beslan mit der Geschichte der Mutter in Tschetchenien und anderswo entschuldigen. Beides ist bestialisch. Es ist Mord an der gesamten Menschheit.

Als einer der Propheten Allahs über den Ungehorsam seines Volkes gegenüber Allah diesen anflehte sein Volk zu vernichten, tat Allah dieses. Später ließ er, Allah, diesen Propheten Gefäße aus Ton fertigen. Eine Vielzahl an Gefäßen, wahrscheinlich exakt die Zahl an Menschen, die Allah aufgrund seines Flehens vernichtete. Danach befahl Allah diesen Propheten all diese Gefäße zu zerstören. Und als der Prophet erstaunt darüber war, wurde er von Allah gefragt, warum er denn nicht nachgedacht hatte als er den Wunsch äußerte seine mit Liebe erschaffenen Geschöpfe zu zerstören. Denn derjenige, der erschafft und schafft, wir Menschen können das niemals, kennt den Wert seiner Schöpfung und schätzt sie.

Wir haben kein Recht so mit der Schöpfung Gottes umzugehen, denn sie gehört uns nicht. Weder der fanatische Muslim, der im Namen des Islams seinen Bruder in den Tod schickt, noch der machtbesessene Präsident, der im Namen seines Territoriums wahllos den Gegner und den Soldaten opfert. Ein Stück Land darf einem nicht mehr wert sein als das Blut eines Menschen.

Wer diese Art der politischen Strategie entschuldigt macht sich am Mord an der Menschheit mitschuldig.

Kein Putin, kein Bush darf Menschenleben opfern für seine territorialen Interessen. Kein Schröder, kein Fischer darf das entschuldigen, egal aus welchen Beweggründen das wohl geschehen mag.

Hass erzeugt Hass. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Die Saat der Gewalt in Russland ist in Beslan erneut aufgegangen. Es sind die nicht verarbeiteten Sünden der Vergangenheit eines Volkes, die sich heute rächen.

Und die Muslime werden erneut daran erinnert, dass sie es auch kollektiv versäumt haben solche Kämpfe als nichtislamisch zu werten und den Terroristen ihre religiöse Legitimation zu entziehen. Der Muslim ist angehalten aufzuwachen. Spätestens jetzt muss ein Ruck durch unsere Reihen gehen.

Kein Unrecht im Namen des Islams. Kein Land für Blut. Keine Gewalt im Namen des Islams.