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Leserbriefe

Donnerstag, 16.09.2004



Frank Bubenheim: Die Muslime werden für die Verbrechen anderer angefeindet - USAma ibn Laden ein Agent der USA? schrieb:


Wie es in dem Beitrag von Knut Mellenthin „Im Dienst für Bagdad?“ in: jungewelt.de/2004/09-08 heißt, steht die »Islamische Armee«, auf deren Konto die Entführung der beiden französischen Journalisten George Malbrunot und Christian Chesnot geht, schon länger im Verdacht, ein Produkt und Instrument des Bagdader Marionettenregimes und des US-amerikanischen Botschafters John Negroponte zu sein, der in den achtziger Jahren in Mittelamerika Erfahrungen mit der Steuerung solcher Organisationen gesammelt hat. Diese sogenannte „Islamische Armee im Irak“ bekannte sich zur Ermordung des für eine linke Wochenzeitung arbeitenden italienischen Journalisten Enzo Baldoni, der Gegner des Irak-Kriegs und der US-amerikanischen Besatzungspolitik war. Außerdem gehen auf ihr Konto die Entführung eines iranischen Diplomaten, von dem es kein Lebenszeichen gibt, und ein Mordanschlag auf den bei der US-Regierung in Ungnade gefallenen Ahmad Chalabi, der als Gegner des Bagdader Regimes gilt.

Daher scheint es mir ziemlich zwecklos, wenn die muslimischen Verbände an die „muslimischen“ Entführer appellieren, die beiden Journalisten freizulassen. Sie sollten ihren Appell also besser gleich an die US-Regierung, deren Botschafter im Irak und ihre irakische Marionette, den CIA-Agenten Iyad Allaoui richten!

Zahlreiche stichhaltige Hinweise deuten darauf hin, daß der Amerikaner Nick Berg nicht von Abu Mus´ab az-Zarqawi und seinen Leuten ermordet wurde, sondern daß das ganze Video mit seiner Hinrichtung eine Fälschung mit vielen Fehlern war, und daß die Entführung, Ermordung und angebliche „Hinrichtung“ höchstwahrscheinlich von Geheimdienstleuten geplant und durchgeführt wurden. Trotzdem behaupten die meisten Medien nach wie vor, Abu Mus´ab az-Zarqawi sei der Täter gewesen und schieben die Schuld einer „extremistischen“ islamischen Gruppe zu. In Frankfurt wurde sogar eine Moschee in einer maßlos übertriebenen und ungerechtfertigten Polizei-Razzia unter dem Vorwand durchsucht, dort würde muslimischen Kindern ein derartiges „Gewaltvideo“ vorgeführt!

Auch im Fall des schrecklichen Massakers in der Schule von Beslan in Nord-Ossetien und den anderen von tschetschenischen Extremisten verübten Terroranschlägen, sollten die Muslime, anstatt sich nur vom Terrorismus zu distanzieren und in die Klage um die Opfer einzustimmen, ihre Finger anklagend gegen den russischen Präsidenten und dessen völlig falsche Politik richten, wie auch gegen die Regierung der BRD und andere EU-Regierungen, die ihrerseits Rußland politisch und wirtschaftlich unterstützen. Wäre auf die russische Regierung genügend internationaler Druck verschiedener Art ausgeübt worden, sich aus Tschetschenien zurückzuziehen und diesem Land die Unabhängigkeit zu gewähren, so könnten diese Terroranschläge längst ein Ende gefunden haben. Die Tschetschenen sind dickköpfiger, hartnäckiger und freiheitsliebender als die anderen kaukasischen Völker, und deshalb wird es dort keinen Frieden geben, solange sie nicht ihre Unabhängigkeit erhalten haben. (...)
Bis heute sind die Madrider Anschläge vom 11. März nicht aufgeklärt. Nur eines zeichnet sich dabei immer deutlicher ab, nämlich, daß sowohl der spanische als wohl auch andere Geheimdienste in diese Verbrechen verwickelt sind. Aber die Schuld wurde dann sogleich „extremistischen“ Muslimen zugeschoben, und die Muslime allgemein sind deswegen angefeindet worden und werde es bis jetzt noch.
Außerdem ereignen sich die terroristischen Anschläge zunehmend in muslimischen Ländern, so daß deren Opfer größtenteils Muslime sind. Selbst bei den Anschlägen vom 11.09.2001 in New York und vom 11.03.2004 gab es muslimische Opfer, was häufig übersehen wird.

Die Muslime müssen endlich versuchen, effektiv etwas dagegen zu unternehmen, daß ihnen ständig die Schuld für Verbrechen in die Schuhe geschoben wird, die andere begangen haben! Sie müssen endlich aus der Defensive in die Offensive gehen: „Was fällt euch eigentlich ein, uns anzufeinden und für Verbrechen verantwortlich zu machen, die – wenn überhaupt von Muslimen – so doch nur von einigen irregeleiteten Extremisten begangen worden sind!“

Natürlich sind nicht alle schwarzen Schafe unter den Muslimen, die solche Verbrechen begehen, von V-Leuten verschiedener Geheimdienste dazu angestiftet, angesichts der genannten Tatsachen aber ist es auf keinen Fall gerechtfertigt, bei jedem Terroranschlag, für den sich eine angeblich islamische Gruppe verantwortlich erklärt, dies ohne gründliche Nachprüfung und überzeugende Beweise für wahr zu halten. Es würde mich nicht wundern, wenn sich eines Tages herausstellte, daß USAma ibn Laden ein Agent der CIA ist. Schließlich ist er als Vorwand für die Durchsetzung von Präsident George W. Bushs und seiner Neocon-Bande Kriegsplänen gegen muslimische Länder unentbehrlich gewesen.

In der Netzzeitung finden wir folgende Nachricht:
Bundespräsident Horst Köhler hat die Muslime in Deutschland aufgefordert, sich eindeutig vom islamistischen Terror zu distanzieren. „Sie haben jetzt die Chance, Mißverständnisse auszuräumen, indem sie sich sichtbar vom Terror abgrenzen“, sagte Köhler dem Nachrichtenmagazin »Focus«.
(...)
Der Muslim-Markt meint dazu in seinem Kommentar: »Es mag etwas sarkastisch klingen, aber aber eine Frage hätten wir schon noch: Wie oft wünscht Herr Köhler denn
diese Distanzierung: Einmal die Woche, jeden Tag oder jede Stunde? Uns ist
keine einzige namhafte muslimische Organisation in Deutschland bekannt, die sich noch nicht mehrfach vom Terror distanziert hat, und das, obwohl wir noch nie gesehen haben, wie der Bundespräsident sich „sichtbar von den Völkerrechtsverbrechen Israels und der USA abggerenzt“ hat. Wir werden uns dennoch auch weiterhin von Unrecht distanzieren, denn der Bundespräsident ist mit seinem Verhalten nicht unser Lehrer noch unser Vorbild.«
Nachdem die derzeitige Regierung der BRD – insbesondere hinsichtlich ihrer Politik gegenüber den Muslimen im In- und Ausland – eine der schlechtesten – wenn nicht die schlechteste – seit Gründung dieses Staates ist, haben wir jetzt auch noch einen Bundespräsidenten bekommen, der den Eindruck erweckt, als sei er zu nicht viel mehr geeignet, als mit Eiern, Tomaten und Farbbeuteln beworfen zu werden. Wenn der Bundespräsident vor einem Generalverdacht gegenüber Muslimen warnt, so haben dies vor ihm bereits sogar einige der politischen „Haßprediger“ getan, und die Aussage, daß der Zentralrat der Muslime in Deutschland dies begrüßt, wirkt angesichts seiner anderen Äußerungen und Haltungen und der im offenen Brief von »Muslim&Recht« von ihm geforderten Distanzierungen eher lächerlich.