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Sonntag, 03.02.2002



Zeitungsartikel schrieb:


Nach einem fremdenfeindlichen Überfall in einer belebten Straßenbahn in Ostberlin hat die Berliner Ausländerbeauftragte Barbara John Alarm geschlagen. Die Gleichgültigkeit der meisten Fahrgäste sei ein "Krankheitszeichen" für die Gesellschaft.

BERLIN, 1. Februar. Barbara John rät Ausländern, die östlichen Außenbezirke Berlins abends und nachts nicht zu besuchen. "Ich kann nicht das Gegenteil sagen, das könnte ich nicht verantworten, wenn etwas passiert", sagte die Ausländerbeauftragte der FR am Freitag. Ausländischen Praktikanten rate sie schon länger, bestimmte Gegenden in der Dunkelheit zu meiden, berichtete John.

Das habe sie bisher nur nicht öffentlich gemacht. Die Ausländerbeauftragte hatte ein Opfer der Attacke vom Mittwoch im Krankenhaus besucht. Die 26-jährige Libanesin lebt seit acht Jahren in Berlin und war vor einem Monat in den Plattenbau-Stadtteil Hellersdorf gezogen. Sie war dort mit ihrem siebenjährigen Sohn, ihrer Schwiegermutter und ihrer Tante unterwegs, als vier betrunkene Jugendliche die Gruppe in der Tram und an der Haltestelle beschimpften und verprügelten. Die jungen Leute wurden später festgenommen und gaben als Tatmotiv Ausländerhass an.
Die meisten Passanten griffen bei den Attacken nicht ein, nur der Fahrer und ein Fahrgast halfen den Libanesinnen. "Einige Menschen, die voller Aggressionen stecken, gibt es überall. Das Problem sind diejenigen, die feige zuschauen", meint John. Wenn Frauen und Kinder angegriffen würden, ohne dass Umstehende eingriffen, "dann gibt man etwas auf, was die menschliche Gesellschaft zusammenhält".
Deshalb wolle sie die Menschen wachrütteln. Auch in der Umgebung Berlins leben Ausländer nicht sicher. Brandenburgs Ausländerbeauftragte Almuth Berger hatte bereits voriges Jahr beklagt, dass Ausländer nicht sorglos in ihrem Bundesland reisen könnten.
Vor allem Menschen mit dunkler Hautfarbe müssten "leider mit Gefahren rechnen", sagte Berger. Nach Berichten des Berliner Tagesspiegel wurden 2001 in Berlin und Brandenburg deutlich mehr rechtsextreme Straftaten registriert als im Jahr zuvor. Allerdings wird seit 2001 nach neuen Kriterien gezählt, so dass unklar ist, ob die Zahl der Delikte tatsächlich gestiegen ist.