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Donnerstag, 01.04.2004 | Drucken |
Folgen-fuer-muslime
01.04.03 BerlinOnline: Bekennende Musliminnen berichten über Vorurteile bei der Arbeitsssuche und in der Ausbildung schrieb:
Die Angst bei Musliminnen nimmt zu, sich öffentlich zum Tuch zu bekennen. Das beobachtet Emel Agan vom islamischen Frauenverein. Im Gespräch mit der Berliner Zeitung schildern drei Musliminnen ihre Schwierigkeiten, mit Kopftuch einen Job zu finden.
----Elif Ö. braucht als zukünftige Erzieherin für ihre Ausbildung zwingend ein so genanntes Anerkennungsjahr in einer Kita. Nachdem die 24-Jährige die Unterlagen im Bezirksamt Neukölln eingereicht hatte, sollte es losgehen. Die schriftliche Zusage lag ihr schon vor, sagt Elif Ö.. Doch bei der mündlichen Vorstellung hieß es dann, dass das Bezirksamt keine Praktikantinnen aufnehme, die sich religiös bekleiden. "Mein Kopftuch ist ein Hindernis", war für Elif Ö. das Ergebnis des Gespräches mit einem Sachbearbeiter: Ihr sei nahe gelegt worden, das Tuch abzunehmen. "Ich bin aber von meinem Kopftuch fest überzeugt und werde das niemals machen", sagt Elif Ö. Sie habe sich daher ihre Unterlagen zurückgeben lassen. Ein schriftlicher Beleg über das Gespräch sei ihr trotz mehrfacher Bitte verweigert worden. Durch die Absage kam es zu einer einmonatigen Verzögerung der Ausbildung. Auch in Kreuzberg sei es ihr zunächst nicht besser ergangen. Dort akzeptierte die Behörde zwar das Tuch. Doch hätten sich Mitarbeiter in der Kita Paul-Linke-Ufer gegen die Frau ausgesprochen. In der Kita Schlesische Straße sagte die Leiterin nach der Erinnerung von Elif Ö., dass den Kindern im Hort Sport und Schwimmen angeboten werde. Da würde das Kopftuch stören. Ihr wurde auch gesagt, dass sie gegen den Schwimmunterricht sei. Doch das stimmt nicht, sagt Elif Ö.: "Zum Schwimmen haben Musliminnen Spezialkleidung." Laut Elif Ö. habe die Leiterin auch gesagt, dass sich Musliminnen in Deutschland anpassen müssten. "Ich war schockiert und verließ die Einrichtung", sagt Elif Ö. Im Bezirksamt Neukölln habe man ihr vorgehalten, dass sie kein Schweinefleisch esse. Doch auch das ist unwahr, sagt Elif Ö.
Emine Agan (Name von der Redaktion geändert) wollte an einer Schöneberger Grundschule ein Praktikum für das Lehramt absolvieren. Die Stelle war der 25-Jährigen über die Universität vermittelt worden. Doch nachdem sich die junge Frau dort vorgestellt hatte, sei ihr mitgeteilt worden, dass das Unterrichten mit Kopftuch nicht erwünscht sei, erinnert sie sich. Das war an einem Freitag, nur wenige Tage später hätte die für das Examen notwendige Ausbildung starten müssen. "Das Praktikum ist für das Lehramtsexamen dringend vorgeschrieben", sagt Emine Agan. Um rechtzeitig einen Platz zu finden, hat sich die Frau dann an die islamische Grundschule in Kreuzberg gewandt. Die Schule, die von der Islamischen Föderation betrieben wird, nahm die junge Frau kurzfristig auf. Das Landesschulamt habe nach einer Beschwerde der Frau darauf verwiesen, dass es keine eindeutigen Regelungen gebe. "Das habe ich mir leider nicht schriftlich geben lassen", bedauert die junge Frau noch jetzt.
Honda Naouadi ist vor zwei Jahren zum Islam konvertiert. Damals begannen die Schwierigkeiten: In einem Hotel in Waltersdorf habe der Chef zunächst von dem Zimmermädchen verlangt, ihr Kopftuch abzunehmen, erzählt die 37-Jährige. Als sie sich weigerte, sei sie kurzerhand aus fast allen Dienstplänen für den Etagenzimmerdienst gestrichen worden. Daraufhin habe sie sich notgedrungen einen neuen Job gesucht. Auch nach einem schnellen Stellenwechsel sei die Situation nicht besser geworden: Im Seniorenheim Wildau sei ihr ein Job als Reinigungskraft zugesagt worden. "Doch bei der Vorstellung hieß es dann plötzlich: `Tut mir wirklich Leid´", sagt Honda Naouadi. Der Heimleiter habe ihren Einsatz untersagt. Inzwischen ist es der Berlinerin nach langem Suchen gelungen, in einem muslim-freundlichen Betrieb Arbeit zu finden - in einer kleinen Wäscherei in Britz.
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Hintergrund/Debatte
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