Newsinternational Freitag, 19.05.2017 |  Drucken

Französischer Forscher: Es gibt keinen politischen Islam

Dschihadisten geht es um die Zerstörung des Politischen - Hauptfeind von Extremisten ist die Demokratie sagt Islamismusforscher Fethi Benslama

Berlin (KNA) Nach Einschätzung des französischen Psychoanalytikers und Islamismusforschers Fethi Benslama gibt es keinen politischen Islam. Dschihadisten gehe es vielmehr um die Zerstörung des Politischen, sagte er der "Welt" (Freitag). Ihr Hauptfeind sei die Demokratie, "weil sie Gott hinter sich gelassen" habe.

Das Leben der meisten Muslime sei "viel säkularisierter als wir denken", fügte Benslama hinzu. Wer sich radikalisiere, lebe im Gegensatz zu dieser Mehrheit eine "Religion der Äußerlichkeit. Man trägt alles vor sich her: den Bart, das Zeichen auf der Stirn, weil man sich so oft beim Beten neigt, das Kopftuch, die Hosen. Das alles gab es vorher nicht." Unabhängig von jeder Kultur gebe es heute viele Menschen, "die in dem Gefühl leben, nicht zu existieren", so der Psychoanalytiker. "

Die moderne Welt verstärkt dieses Gefühl. Gott ist nicht mehr in den Dingen, der Mensch wird einsam und verzweifelt." Zugleich sei der Zweifel eine Grundlage der Moderne, etwa in den Wissenschaften, und diese Kombination fördere Verschwörungstheorien. "Der Zweifel kann zur Malaise werden."

Die Demokratie gehe davon aus, dass es den Menschen gut gehe und dass sie optimistisch in die Welt blickten. "Das aber trifft nicht auf alle Menschen zu." Demokratie bedeute Arbeit, Anstrengung und Verantwortung. Daher wollten viele "die Reglementierung", sehnten sich nach einer gewissen Strenge. Insofern hätten sich die europäischen Demokratien mit dem Rückbau von Armee und Polizei keinen Gefallen getan. "Autoritär, aber respektvoll, das wäre die Alternative", so Benslama: "Wie bei den Pfadfindern."

Zugleich seien viele der Demokratie überdrüssig, "weil sie nicht mehr wissen, wie es in einem nichtdemokratischen Land zugeht". Benslama appellierte an die westlichen Regierungen, nicht länger Diktaturen oder Islamisten "aus taktischen Gründen" zu unterstützen. Der Westen glaube "offenbar immer noch nicht an die Demokratiefähigkeit der islamischen Welt".




Ähnliche Artikel

» CMFD: Spirale des Hasses mit Frieden durchbrechen
» Schweiz: Nicht mit Provokation die Islamphobie abbauen
» Deutschland, wo bleibt deine Empörung?
» 23.11.2020 Zentralrat der Muslime in Deutschland unterstützt neue Präventionskampagne des in Abu Dhabi ansässigen Sawab- Centers: "DaeshLies“ (IS lügt).
» 22.03.12 ZMD zu den Attentaten in Toulouse und Montauban

Wollen Sie einen
Kommentar oder Artikel dazu schreiben?
Unterstützen
Sie islam.de
Diesen Artikel bookmarken:

Twitter Facebook MySpace deli.cio.us Digg Folkd Google Bookmarks
Linkarena Mister Wong Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo! Bookmarks Yigg
Diesen Artikel weiterempfehlen:

Anzeige

Hintergrund/Debatte

Die Große Moschee in Duschanbe (Tadschikistan) ist das größte Gotteshaus in Zentralasien
...mehr

Film-Besprechung: "In Liebe, eure Hilde" - Dresens neuer Film erzählt eine tragische Geschichte aus der NS-Zeit auf der Berlinale 2024
...mehr

ZMD-Landesverband Rheinland-Pfalz in Staatskanzlei mit anderen muslimischen Religionsgemeinschaften: Kein Generalverdacht und: „Jüdisches und muslimisches Leben sind ein integraler Bestandteile des Landes"
...mehr

Daniel Barenboim mit DAG-Friedrich II von Hohenstaufen-Preis geehrt
...mehr

Buchkritik: "Faschismus" von Paul Mason – Von Aiman A. Mazyek
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009