Newsnational Freitag, 20.10.2017 |  Drucken


Paradoxon Islamdiskurs in Deutschland

Politische Fragen und Debatten um die Identität werden auf Kosten der Muslime geführt und mit Ausschlussprinzip – Mazyek: Medien und Politik tragen Mitverantwortung für schlechtes Klima und Wahlerfolg der AFD – Welche Hürden sind zu meistern?

Die Debatte um Deutschland und seine Muslime trägt nach Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD) Aiman Mazyek und ebenso der Islamwissenschaftlerin Yasemin El-Menouar (Bertelsmann) paradoxe Züge. „Trotz der positiven Integrationsbilanz halten sich Vorbehalte gegenüber Muslimen hartnäckig“, schreibt El-Menouar in einem Gastbeitrag für die „Zeit“. Je mehr Muslime sich aktiv in die Gesellschaft einbrächten, desto stärker werde ihr Glaube sichtbar. Zudem sei vielen Muslimen der Glaube wichtiger als Angehörigen anderer Religionsgruppen. Dies sorge bisweilen für Irritation und Unbehagen.

Muslime müssten kritische Fragen aushalten und sich mit problematischen Aspekten ihrer Tradition auseinandersetzen, betonte El-Menouar, die den „Religionsmonitor“ der Bertelsmann Stiftung verantwortet. „Derzeit werden Fragen um die zunehmende religiöse Vielfalt aber vor allem genutzt, um gegen Muslime mobil zu machen.“ Islamfeindlichkeit und Anschläge auf Muslime und ihre Einrichtungen haben vermehrt zugenommen, so  Mazyek kürzlich in einem längeren Interview mit der TAZ bestätigte (gesamte Interview

„Das gesellschaftliche Klima wird sich weiter verschlechtern. Die Ankündigungen der anderen Parteien lassen bisher wenig Bereitschaft erkennen, sich dieser Herausforderung entgegenzustellen. Statt eine harte Auseinandersetzung um Grundwerte zu führen, wird nicht nur aus dem konservativen Lager immer wieder geschielt, ob man da nicht das eine oder andere übernehmen kann, sprich: man versucht, es der AfD gleichzutun“, so der Vorsitzende des ZMD.

Auch spricht Mazyek von der Mitverantwortung der Medien für das gute Abschneiden der AfD und den damit zusammenhängenden Anti-muslimischen Stimmungen in Teilen der Gesellschaft.

„Medien und Politik haben der AfD den Boden bereitet. Gucken Sie sich nur Themenschwerpunkte der Talkshows der letzten Jahre an: alles Islam-Angst-Themen. Die AfD ist ja nicht originär verantwortlich für die Islamfeindlichkeit im Lande. Sie hat es nur geschafft, diese geschickt in ein Parteiprogramm umzumünzen und damit Wähler zu mobilisieren. Der Boden war aber schon lange bereitet. Viele Pseudo-Experten haben sich ihr als Stichwortgeber und Steigbügelhalter zur Verfügung gestellt. Die AfD musste einfach nur noch pflücken und ernten, und das hat sie am besten von allen getan.“

Muslime in Deutschland haben derzeit keine besonders gute Ausgangslage, dennoch steht für den Vorsitzenden des ZMD fest, dass Muslime weiterhin verstärkt zeigen müssen das Sie ein Teil dieses Landes sind.




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