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Donnerstag, 05.06.2025


Emir-Sultan-Moschee in Darmstadt

Studie der Universität Erlangen: Welche Botschaften vermitteln Moscheen?

Forscher finden heraus: Friedensappelle und Integrationsaufrufe statt Hass und Radikalisierung – das sind zentrale Themen in deutschen Moscheen

„In den Freitagspredigten werden Muslime dazu ermutigt, sich aktiv für ein friedliches Miteinander einzusetzen“, erklärt Islamwissenschaftler Jörn Thielmann in einem Gespräch kürzlich mit den Bayrischen Rundfunk. Der Leiter des Erlanger Forschungszentrums Islam und Recht in Europa hat gemeinsam mit seinem Team Predigten in Moscheen und Gebetsräumen ausgewertet – mit Daten bis ins Jahr 2005 zurück. Die Analyse zeigt: Statt Spaltung oder Extremismus stehen Integration und sozialer Frieden im Mittelpunkt – oft verbunden mit praktischen Handlungsanregungen. „Während der Pandemie riefen Imame beispielsweise dazu auf, hilfsbedürftige Nachbarn zu unterstützen“, so Thielmann. Weitere Themen waren Umweltschutz, etwa durch Müllsammelaktionen, sowie das Engagement für demokratische Werte.In Stichproben überprüften die Forschenden, ob die online veröffentlichten Predigttexte mit den tatsächlich gehaltenen Ansprachen übereinstimmten. Laut Thielmann bestätigte sich diese Übereinstimmung mit „hoher Plausibilität“. Freitagspredigten haben für Muslime besondere Bedeutung, da sich an diesem Tag traditionell viele Gläubige zum gemeinsamen Mittagsgebet versammeln. Die Imame tragen ihre Ansprachen meist zweisprachig vor. 




Die analysierten Predigten stammten aus Moscheen der drei größten muslimischen Verbände: der Türkisch-Islamischen Union (DITIB), der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş und des Verbands der Islamischen Kulturzentren (VIKZ). Thielmann betont, dass die Studie keine pauschale Entwarnung für alle Moscheen bedeute. Doch die Mehrheit spricht dafür und so beitragen, das pauschale Misstrauen abzubauen. „Viele Muslime setzen sich tagtäglich für ein harmonisches Zusammenleben ein – dieses Engagement verdient Anerkennung“, so der Islamwissenschaftler.

Für echte Insider und regelmäßige Moscheebesucher ist das Ergebnis der Erlangener Studie kaum überraschend, da sie dies täglich miterleben. Für die deutsche Öffentlichkeit, insbesondere Medien hingegen dürfte es ein Schlag ins Gesicht sein – zumal sie von Vorurteilen geprägt sind und seit Jahren behaupten in den Moscheen wird Radikalität gepredigt. Dass es weiterhin Einzelfälle gibt, in denen dies geschieht, steht außer Frage. Doch propagandistische Bücher, die dies angeblich unterlegen, wie z.B. Inside Islam von Constantin Schreiber – ehemals Tagesschau-Moderator und nun bei WELT/Bild aktiv – entbehren jeder Realität. Doch diese wurden weit verbreitet.