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Leserbriefe

Donnerstag, 09.02.2006



M. Link schrieb:
Leserbrief zu: Karikaturstreit: "Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann?" - Ich bin kein Moslem, sondern ein ganz gewöhnlicher Mensch von hier

ich bin kein Moslem, sondern ein ganz gewöhnlicher Mensch von hier. Also bestenfalls mäßig christlich und ganz sicher kein bisschen radikal.

Auch ich stehe derzeit sprachlos vor Entsetzen da. Glaubte ich zuerst noch an eine Überreaktion einiger weniger Radikaler auf etwas, das wir selbst gar nicht mal als so schlimm wahrnehmen. Schließlich sehen wir jeden Tag viele Karikaturen, und einige sind wirklich mehr als bloß gepfeffert. Auch während meiner Aufenthalte in einigen arabischen Ländern war das nicht anders.

Dann war zu hören, dass die Bilder nicht quasi "aus Versehen" beleidigten, sondern eine gezielte Provokation darstellten, bei der man sogar nachhelfen musste, um den gewollten Effekt zu erzielen. Das zeigt mir doch, was man vom Menschen auf der Straße hält und was man von ihm erwartet: Wir alle sind Spielball von Manipulationsversuchen durch Radikale verschiedener Richtungen. Und wenn das hier schon der Weg zu kriegerischen Auseinandersetzung sein soll, wie jemand hier schrieb, dann ist doch eines auch schon jetzt klar: Die Wahrheit stirbt im Krieg immer zuerst.

Ich selbst habe jahrelang an der Uni und später mit Moslems aus verschiedenen Ländern zusammen gearbeitet, ihre Familien kennengelernt und ein bisschen auch die für Europäer so erschreckend wirkende Heißblütigkeit. Mir wurde erklärt, was es heißt (und was nicht), wenn mal wieder der Heilige Krieg gegen dies oder jenes ausgerufen wird. Und dass es im Grunde hier wie dort Mißverständnisse sind, wie bestimmte Dinge verstanden werden. Dennoch traue ich dem gewöhnlichen Bürger durchaus zu, die Gelassenheit und Größe zu besitzen, über die Regelverstöße einiger nicht mit zielloser Wut und mit Mord zu reagieren. Es muss doch auch dem letzten Menschen klar sein, dass derjenige, den er gerade verprügelt, absolut unschuldig ist. Dies ist bewusst so formuliert, dass es auch für Menschen gilt, die hierzulande Ausländerwohnheime anzünden.

Für mich stellt sich der Vorgang aber insgesamt als willkommener Vorwand für einflussreiche Kräfte dar, ihre Klientel hinter sich zu vereinen. Was mich durchaus erschreckt ist, dass es offenbar so leicht gelingt, immer wieder so große Menschenmassen für Gewaltexzesse zu mobilisieren. Immerhin: Die Fernsehbilder aus dem Libanon haben deutlich gezeigt, dass gemäßigte Menschen den Mob von der Gewalt abbringen wollten.

In der Hoffnung, dass sich die Menschen wieder aufeinander zu bewegen (ohne Steine und Knüppel in der Hand),