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Leserbriefe

Donnerstag, 30.08.2007



Abdullah Borek schrieb:
Leserbrief zu: Kein Gott außer Gott - Bewegung für mehr soziale Gerechtigkeit

Diese Buchbesprechung ist sicherlich gut gemeint, verschweigt jedoch, dass die vom Autor vorgetragenen Thesen in keiner Weise repräsentativ für denMehrheitsislam sind.
Es ist die rein schiitische Sichtweise (vgl. S.132-156), nach der Ali ibn Abi Talib zum Nachfolger des Propheten eingesetzt wurde und Abu Bakr, Umar und Uthman in unerträglicher Weise verleumdet werden.
Es werden durchweg kaum islamische Quellen, dafür aber laufend Orientalisten zitiert wohl um dem Buch in nichtmuslimischen Kreisen größere Glaubwürdigkeit zu verleihen. Auch bei der Beschreibung der islamischen Pflichtenlehre unterlaufen dem Autor sachliche Fehler. So schreibt er (S. 168): "In den achtundzwanzig Tagen des Ramadan sind von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang Essen, Trinken und Geschlechtsverkehr nicht erlaubt."
Der Ramadan hat bekanntlich entweder 29 oder 30 Tage! Ausserdem beginnt das Fasten nicht mit Sonnenaufgang sondern mit der Morgendämmerung (fadschr). Auf Seite 169 liest man, dass sich Frauen vor (!) Anlegen des ihram zur Hadsch "ein paar Haarlocken" abschneiden, während das tatsächlich nach Beendigung der Rituale und dem Ablegen des ihram-Zustandes geschieht.
Auch die Bewertung der Hadithsammlungen besonders von Buchari wird kritisiert und ihr jegliche "politische und theologische Objektivität" abgesprochen. Ausserdem macht sich der Author die inzwischen längst widerlegten Ansichten von Schacht zueigen, nach der Hadithen erst später Überlieferungsketten (isnad) zugeordnet wurden.
Es scheinen auch häufig mutazilitische Tendenzen durch. Ich besitze sowohl die Originalausgabe in englischer Sprache wie auch die deutsche Übersetzung. Die von mir kritisch beleuchteten Punkte stimmen in beiden Ausgaben überein und sind nicht etwa auf Übersetzungsfehler zurückzuführen.