Leserbriefe |
Mittwoch, 24.07.2002 | Drucken |
Leserbriefe
G.Wollmann: hält isl. Religionsunterricht für wichtig schrieb:
In den Nachrichten hörte ich heute morgen um 6.00 Uhr -ich hoffe, ich habe das nicht nur geträumt!-, daß sich SPD und CDU einig sind, daß ein islamischer Religionsunterricht an deutschen Schulen angeboten werden soll.
Nun kann ich mir nicht vorstellen, daß dieser anders als in deutsch abgehalten wird, und dabei eine deutsche Übersetzung des Koran benutzt wird, die man dann beliebig textkritisch mit dem Original vergleichen kann, wie das in anderen Religionen auch der Fall ist. Damit ergäbe sich die praktische Konsequenz eines "integrierenden Deutschunterrichts" durch Lehrer, die dem Kulturkreis bzw. Land der Kinder und Jugendlichen entstammen.
Ich hoffe, daß die Politik einsieht, daß von einem zeitgerechten Koranunterricht weniger Gefahr ausgeht, als von der unter Muslimen genauso wie unter Christen vorallem verbreiteten Unkenntnis der eigenen Religion.
Diese Unkenntnis ist insofern wesentlich bedrohlicher für unsere Gesellschaft, weil sie den Kindern und Jugendlichen nicht gestattet, sich ein eigenes Bild von den Grundlagen dessen zu machen, auf dem die Kultur und Tradition, aus der sie kommen, aufgebaut ist.
Es ist besonders gefährlich dadurch, daß -im Gegensatz zu vielen Eltern- sich moderne Medien und Marketingexperten keine Skrupel damit machen, religiöse Inhalte zu entfremden, um sie durch ein Hintertürchen wieder ans Kind zu bringen.
(Man denke nur an die Hintergeschichte der derzeit unter Kindern beliebten Dragonball Komiks, in dem es von Gott und Teufeln nur so wimmelt)
Diese sich offensichtlich bewährende Taktik dient ausschließlich dem Kommerz und hat nicht die geistig-seelische Entwicklung unserer Kinder in ihrem Interesse. Und diese sollten im Auftrag des Staates von Lehrern zumindest überschaubar bleiben.
Und was spricht eigentlich dagegen, wenn schon Kinder im Miteinander einer Schulklasse lernen, Respekt vor der Religion der andersgläubigen Mitschüler zu haben, auf ihre religiösen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen und mit ihnen zusammen ihre Feste zu feiern?
Ich kann mir gut vorstellen, daß in christlichen Familien, die muslimische Kinder zu Weihnachten oder Ostern einladen, ganz neu nochmals nachgedacht wird über die Frage, worin der Inhalt dieser Feste eigentlich besteht. Auch glaube ich, daß deutsche Familien, die von türkischen zu ihren Festen eingeladen werden, einiges profitieren könnten, was über den Austausch von Rezepten hinaus geht.
Also, wie gesagt, ich hoffe, ich habe heute morgen nicht nur geträumt!
|
|
Hintergrund/Debatte
Mein Austritt aus der CDU -Eine Entscheidung des Gewissens- Aladdin Beiersdorf-El Schallah, Stv. Vorsitzender ZMD-NRW, Stadtverordneter Sankt Augustin und ehemalige dortige Stadtverbandsvorsitzender erklärt detailliert seine Beweggründe ...mehr
Extreme bis extremistische Einstellungen in Deutschland auf dem Vormarsch mit Spiegelung in der Politik und Medien ...mehr
Langes KNA-Interview: Der neue Vorsitzende des Zentralrats der Muslime über sein Amt ...mehr
Bochum ehrt Ahmed Aweimer zum 70. Geburtstag ...mehr
Aiman Mazyek kommentiert das Verbot der Imam Ali Moschee: "Blaue Moschee - Islamisches Zentrum in Hamburg ...mehr
Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben
Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009
|