Leserbriefe |
Dienstag, 30.03.2004 | Drucken |
Leserbriefe
iskender: schrieb:
bismillah irahman irahim
selam aleykum
ich habe euren artikel gerne gelesen, der mich aber nicht wirklich gewundert.
wir wohnen in einem sehr konservativen städtchen am rande von stuttgart und meine frau trägt charchaf und niqab, ihr könnt euch vorstellen, wie wir seit madrid angesehen werden.
aber ich denke die problematik liegt nicht ganz alleine bei den anderen, sondern auch bei uns muslimen und unserer aussenwirkung. ich möchte dazu aber ein wenig ausholen. ich denke wir müssen erst einmal uns selbst einen spiegel vorhalten um zu sehen wie wir wirken, was nicht heisst, dass wir alles total falsch machen.
wie werden muslime in der umgebung u.a. wahrgenommen?
- türkische und arbische frauen mit kopftuch, die schlecht oder gar nicht deutsch sprechen und auch wenig kontakt zu den nachbarn haben
- türkische frauen aus dem atatürk lager die gerne im fernsehen auftreten und sich als moderne musliminen präsentieren und erzählen das kopftuch und gebet nichts mit dem islam zu tun haben
- türkische und andere jugendliche die sich kaum noch von den nicht muslimen unterscheiden
- freitagsansprachen in türkisch oder arabisch die keiner versteht und nach aussen hin eine wirkung des heimlichen und gefährlichen haben
- dunkle gestalten mit langen bärten und komischen gewändern
- medien die gerne aus einschaltquoten radikale und fanatiker interviewen anstatt die wirklichen schönheiten des islam und deren wirkung auf den westen zeigen
- anschlag in madrid sind muslimische fanatiker, anschlag der eta oder ira sind politische terroristen, keine christlichen terroristen oder fanatiker
- undurchsichtige gruppierungen, die sich treffen und in ausländischer sprache sprechen und nicht nach aussen offen sind
- c.c.
wie werden muslime in der umgebung nicht wahrgenommen?
- junge aktive mädchen mit kopftuch, gut ausgebildet aber nicht integriert da das kopftuch nicht zugelassen ist
- junge muslime aktiv, erfolgreich in beruf, politik, cc.. weil man ihnen den islam nicht ansieht und auch nicht spürt (verstecktes gebet, business dress)
- ganz normale familien, die ihrem tagwerk nachgehen und unter uns leben, als wären sie deutsche, nur dass sie beten, sich anderst kleiden, cc..
- ein völlig veränderte türkei mit einer muslimisch orientierten regierung, die sogar von westlichen firmen in der türkei gelobt werden, endlich schluss mit korruption und nul reformen
- brüder und schwestern die schulen gründen und sich engagieren aber vom staat keine anerkennung finden
- wunderschöne moscheen die auch das stadtbild erweitern und ergänzen
- c.c.
ich weiss ich könnte die liste noch ewig verlängern und habe sicher vieles vergessen.
doch was können, ja müssen wir tun um das bild des islam in der gesellschaft nachhaltig zu verändern. ich weiss meine vorschläge werden nicht alle teilen, aber sie können eine anregung sein.inshallah
- klare abgrenzung zu radikalen gruppen und tendenzen. man kann nicht sagen islam ist frieden und wir tolerieren diese gruppen, sie schaden uns und dem islam
- noch stärkere nutzung des internets und aller medien (tv, radio)
- besuche unserer umgebung, nachbarn und aufbau eines besseren verständnisses und kennenlernens
- gute erziehung unserer kinder in glaubensfragen. nur wer seine religion kennt, den koran gelesen hat, kann unterscheiden was richtig und falsch ist und sich von fanatikern abwenden
- gute ausbildung von jungen und mädchen, wir sind ein teil der gesellschaft und keine randgruppe mehr
- erklärung warum islam seine gesetze hat und warum wir sie einhalten das herumgerede bringt nur zweifel
- freitagsansprachen müssen auf deutsch gehalten werden, nicht weil wir hier gast sind, sondern ein teil der gesellschaft. arabische bestandteile wie duas und segen bleiben natürlich in arabisch
- aufklärung in schulen und verbänden
- aktiv in vereinen und politik
- noch engerer zusammenschluss der jugendlichen
resumee
ich glaube, wenn wir es schaffen miteinander zu reden, zu dem wie wir sind stehen, akzeptieren und respektieren, dann ist ein zusammenleben gut möglich.
wenn beide seiten aber glauben nach ihrem wusnch glücklich zu werden, dann wird es nicht gehen. das heisst nicht, dass ein muslim ein christ werden muss und ein christ ein muslim. nur wer hinter dem steht was er glaubt, liesst lernt und nicht alles übernimmt, wirkt authentisch und glaubwürdig.
wir muslime haben dem westen viel zu bieten, mehr als strände und reisen in unsere Länder und auch der westen hat uns etwas zu bieten, sonst wären wir ja nicht hier.
vielleicht noch einige sätze zu den anderen Leserbriefen
- nida da unsere familien sich gut kennen, ein auswandern bringt nichts.
wir kennen alle die situation des islam in der türkei, oder wollen wir in saudi, syrien, irak, iran, cc. leben. wir sind hier. unser prophet asv war noch grösserer verfolgung ausgesetzt und hat es gemeistert, ihr habt mit eurer schule doch schon ein tolles projekt gemacht.
jazakum allah khair
iskender
Sura 2/ ayat 47
Und sucht Hilfe in Geduld und Gebet; und das ist freilich schwer, es sei denn für
die Demütigen im Geiste.
Sura 7/ ayat 157/158
Die da folgen dem Gesandten, dem Propheten, dem Makellosen, den sie bei sich in der Thora und im Evangelium erwähnt finden - er befiehlt ihnen das Gute und verbietet ihnen das Böse, und er erlaubt ihnen die guten Dinge und verwehrt ihnen die schlechten, und er nimmt hinweg von ihnen ihre Last und die Fesseln, die auf ihnen lagen -, die also an ihn glauben und ihn stärken und ihm helfen und dem Licht folgen, das mit ihm hinabgesandt ward, die sollen Erfolg haben.
Sprich: «O Menschen, ich bin euch allen ein Gesandter Allahs, Des das Königreich der Himmel und der Erde ist. Es ist kein Gott außer Ihm. Er gibt Leben und Er läßt sterben. Darum glaubet an Allah und an Seinen Gesandten, den Propheten, den Makel-
losen, der an Allah glaubt und an Seine Worte; und folget ihm, auf daß ihr recht geleitet werdet.»
Sura 3/ ayat 105
Es sollte unter euch eine gemeinschaft sein, die zum Rechten auufordert und das Gute gebietet und das Böse verwehrt. Diese allein sollen erfolg haben.
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