Newsnational Dienstag, 25.06.2024 |  Drucken

Antimuslimischer Rassismus: Höchststand und Anstieg um mehr als 1.000 Fälle im Vorjahresvergleich

Zentralrat warnt und Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, beklagte, dass antimuslimischer Rassismus für viele Alltag sei

Berlin (KNA) Antimuslimische Vorfälle haben stark zugenommen. Mit 1.926 dokumentierten Fälle gab es laut aktuellem Lagebild einen Höchststand und Anstieg um mehr als 1.000 Fälle im Vorjahresvergleich, wie das Aktionsbündnis Claim am Montag erklärte. "Antimuslimischer Rassismus war noch nie so salonfähig wie heute und er kommt aus der Mitte der Gesellschaft", beklagte Claim-Leiterin Rima Hanano. Insbesondere seit dem erneuten Gazakrieg nehmen die Attacken auf Muslime und muslimische Orte zu. Quasi ein Drittel der dokumentierten Fälle fallen in den Zeitraum Oktober bis Dezember 2023.

Für die Erhebung wurden Fallzahlen von 17 Melde- und Beratungsstellen, bundesweite Fallzahlen des Portals "I-Report", Fallzahlen der Statistik zur politisch motivierten Kriminalität sowie Pressemitteilungen der Polizei ausgewertet. In der jüngsten Erhebung zu politisch motivierter Kriminalität etwa ist im Segment Hasskriminalität von 1.464 islamfeindlichen Straftaten die Rede. Dabei wurden für das aktuelle Lagebild keine Online-Vorfälle gezählt also etwa Angriffe in Sozialen Netzwerken oder über andere Internetseiten.


Der Großteil der Vorfälle waren verbale Angriffe insbesondere Volksverhetzung, gefolgt von Diskriminierungen, aber auch Bedrohungen und Nötigungen. In 178 Fällen wurde Körperverletzung dokumentiert. Es gab vier Tötungsversuche sowie rund 100 Sachbeschädigungen inklusive Brandstiftung. Knapp 90 der Angriffe richteten sich gegen religiöse Orte wie Moscheen oder Moscheevereine, aber auch muslimische Restaurants und Imbisse. In nahezu zwei Drittel der Fällen waren Frauen betroffen. Es gebe aber auch Übergriffe auf Kinder durch Erwachsene.Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) sprach von einer dramatischen Zunahme antimuslimischer sowie antisemitischer Vorfälle. "Um Rassismus in unserer Gesellschaft einzudämmen, ist Präventionsarbeit von klein auf - also insbesondere bei Kindern und Jugendlichen - unerlässlich", so Paus. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, beklagte, dass antimuslimischer Rassismus für viele Alltag sei. Dabei sei es ein Klima der Ausgrenzung, das Hetze und Gewalt begünstige und gegen das dringend etwas unternommen werden müsse.Claim beruft sich dabei im Lagebild auch auf Erhebungen zur Muslimfeindlichkeit in Deutschland. So fänden sich antimuslimische Ressentiments in allen Bevölkerungsgruppen und nahezu jeder Zweite stimme muslimfeindlichen Aussagen zu. Im Gegenzug berichteten knapp zwei Drittel der Muslime oder Personen, die aufgrund des Aussehens oder Namens als Muslime eingeordnet würden, über Diskriminierung.

In Anbetracht fehlender Meldemöglichkeit sei daher auch von einer hohen Dunkelziffer an Vorfällen auszugehen, heißt es im Lagebild weiter. Die Autoren fordern - hier der link zum Lage-Bericht von Aktionsbündnis-Claim -  unter anderem einen stärkeren Schutz vor antimuslimischem Rassismus, ausreichend finanzierte Beratungs- und Meldestellen sowie eine konsequente strafrechtliche Ahnung der Vorfälle.



Ähnliche Artikel

» ZMD Aktionsplan: Anlässlich der internationalen Wochen gegen Rassismus vom 16.-29.03.2020
» Zentralrat der Muslime in Deutschland zum Holocaust-Gedenktag: Vereint gegen Antisemitismus und alle Formen von Rassismus
» Gefahr durch "eines der leider am stärksten anwachsenden Rassismus in Deutschland"
» EU-Konferenz zur Bekämpfung von Hassreden gegen Muslime mit Beteiligung des ZMD
» "Antimuslimischer Extremismus" wird zu oft in unserem Land unterschätzt

Wollen Sie einen
Kommentar oder Artikel dazu schreiben?
Unterstützen
Sie islam.de
Diesen Artikel bookmarken:

Twitter Facebook MySpace deli.cio.us Digg Folkd Google Bookmarks
Linkarena Mister Wong Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo! Bookmarks Yigg
Diesen Artikel weiterempfehlen:

Anzeige

Hintergrund/Debatte

Mein Austritt aus der CDU -Eine Entscheidung des Gewissens- Aladdin Beiersdorf-El Schallah, Stv. Vorsitzender ZMD-NRW, Stadtverordneter Sankt Augustin und ehemalige dortige Stadtverbandsvorsitzender erklärt detailliert seine Beweggründe
...mehr

Extreme bis extremistische Einstellungen in Deutschland auf dem Vormarsch mit Spiegelung in der Politik und Medien
...mehr

Langes KNA-Interview: Der neue Vorsitzende des Zentralrats der Muslime über sein Amt
...mehr

Bochum ehrt Ahmed Aweimer zum 70. Geburtstag
...mehr

Aiman Mazyek kommentiert das Verbot der Imam Ali Moschee: "Blaue Moschee - Islamisches Zentrum in Hamburg
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009