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Freitag, 27.09.2024 | Drucken |
„Es war eine hoffnungsvolle Veranstaltung in dunklen Zeiten“
Schülerinnen und Schüler im Gespräch mit Daniel Neumann, Volker Jung und Abdassamad El Yazidi auf Einladung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Darmstadt in der Eleonorenschule
Unter dem Titel „Respekt?! - Religionen und Konflikte“ hatte die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) Darmstadt hochrangige Vertreter der Religionen zum Gespräch mit Schülerinnen und Schülern der Oberstufe in die Eleonorenschule Darmstadt eingeladen. Hier hatte sich die Gesellschaft vor 70 Jahren gegründet. Daniel Neumann, Vorsitzender des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Hessen und der Jüdischen Gemeinde in Darmstadt, Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, sowie Abdassamad El Yazidi, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, waren am Freitag in die Eleonorenschule gekommen, um sich den Fragen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die im nächsten Jahr Abitur machen, rund um das Thema „Respekt?! - Religionen und Konflikte“ zu stellen. Schulleiter Stefan Hein begrüßte die Initiative der GCJZ zu der Veranstaltung in seiner Schule, denn der direkte Dialog sei der beste Weg, die aktuellen „heißen Eisen“ anzugehen. Ulrike Schmidt-Hesse, evangelische Vorsitzende der GCJZ, erläuterte, dass die GCJZ 1954 gegründet wurde, um sich mit der nationalsozialistischen Vergangenheit auseinanderzusetzen, neue Beziehungen zwischen Juden und Christen zu fördern und gegen Antisemitismus einzutreten. Dies gelte bis heute. Gemäß ihrer Satzung setze sich die GCJZ ein für ein geschwisterliches Zusammenleben aller Menschen und fördere die Entwicklung einer demokratischen Kultur. Peter Eikenloff, Lehrer für Deutsch und Geschichte an der Eleonorenschule, hat die Veranstaltung gemeinsam mit Ulrike Schmidt-Hesse und Schülerinnen und Schülern aus der Q3-Stufe (12. Klasse, G8) vorbereitet. Er hob hervor, dass „Respekt und Toleranz neue Proberäume“ bräuchten wie hier im direkten Gespräch. In einer Eingangsrunde stellten Schülerinnen und Schüler vorbereitete Fragen an die drei Vertreter der Religionen. Neumann, Jung und El Yazidi beantworteten zunächst die Frage nach dem jeweils „Einzigartigen“ an ihrer Religion. In allen Religionen sei die „friedensstiftende Kraft“ begründet. Etwas anderes sei es etwa, „was Menschen daraus machen“, so Kirchenpräsident Dr. Volker Jung. Religiös begründete Konflikte und Kriege fußten auf einem „falschen Verständnis der eigenen Religion“. „Krieg ist nicht gottgewollt“, sagte auch Abdassamad El Yazidi. „Friede muss erkämpft werden“, sagte Daniel Neumann, „er kommt nicht einfach so.“
Auf die Frage der Schülerinnen und Schüler, wie sicher sich Daniel Neumann als Jude zurzeit in Deutschland fühle, antwortete er: „Nicht besonders“. Er verwies auf die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen in Synagogen und im privaten Bereich. Auch Abdassamad El Yazidi sagte, durch den „Rechtsruck“ in Deutschland herrsche ein „Generalverdacht“ gegenüber Musliminnen und Muslimen, es werde begrifflich nicht mehr zwischen islamisch und islamistisch unterschieden. Sowohl junge jüdische als auch muslimische Menschen trügen sich mit dem Gedanken, auszuwandern. Themen waren schließlich auch das Massaker am 7. Oktober und der Krieg in Gaza. Das jüdische wie das palästinensische Volk müssten geschützt werden, vertrat Abdassamad El Yazidi, „das ist unsere gemeinsame Verantwortung“. Jedes Land müsse sich verteidigen dürfen, so der Kirchenpräsident, die Frage sei aber: „Was ist angemessen?“ Daniel Neumann wies auf die Geschichte des jüdischen Volks hin und dass Israel weltweit dessen einziger Zufluchtsort sei. Anschließend gingen die Schülerinnen und Schüler in Gesprächsgruppen jeweils mit Daniel Neumann, Dr. Volker Jung und Abdassamad El Yazidi, wo sie ihre Fragen – ohne Lehrkräfte –vertiefen konnten. Vorstandsmitglieder der GCJZ wie die jüdische Vorsitzende Elina Becher, der katholische Vorsitzende Bernd Lülsdorf, Sabine Feldmann, Ulrike Volke, Joachim Keidl und Ulrike Schmidt-Hesse begleiteten die Gruppen. Ebenfalls zum Gespräch bereit standen die eingeladenen Fachpersonen für den Themenbereich Antisemitismus und Rassismus Natalie Friedlender, Leiterin des Bereichs Politische Bildung bei der Bildungsstätte Anne Frank, und Samira Batke-AlSalaita, Bildungsreferentin mit Schwerpunkt Rassismus und Antisemitismus in der Migrationsgesellschaft, sowie Florian Schubert, mobiler Berater für die Regionalstelle Süd des Beratungsnetzwerks Hessen, für den Themenbereich Rechtsextremismus und Demokratie. In diesen Gruppen ging es etwa auch um Wurzeln und Ausprägungen von Antisemitismus und Rassismus, um die Unterscheidung von Kritik an aktueller Politik und Antisemitismus sowie um die Notwendigkeit, politische Aussagen, gerade in den sozialen Medien, zu hinterfragen und der Diskriminierung von Menschen im eigenen Umfeld entgegenzutreten. Am Ende betonten die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler, dass es gut gewesen sei, offen über alle Fragen sprechen zu können. Florian Schubert wies auf die Unterstützungsangebote bei Erfahrungen von Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit hin. „Es war eine hoffnungsvolle Veranstaltung in dunklen Zeiten“, sagte Nathalie Friedlender
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