Leserbriefe |
Freitag, 13.01.2006 | Drucken |
Leserbriefe
Marwan Hassan schrieb:
Schade das der Imam der Stefanie dies nicht erklärt hat.
Hallo Islam.de und ein frohes Fest an alle,
ich habe gestern die Sendung Experiment gesehen und war beeindruckt. Zum einen von der netten Familie aber auch von der Offenheit der Stefanie. Das Experiment ist gelungen weil beide Parteien offen und bereit waren einen Erfahrungsaustausch einzugehen. Wir sollen uns trotz des positiven Ergebnis nicht ganz täuschen lassen. Es gibt ebenso verschlossene nicht-Muslime wie verkrampfte Fanatiker und Rückständige unter den Muslimen. Der Beitrag war aber ein rarer Moment wo die Muslime nicht als schreckliche Buh-Männer und "schwarze Witwen" dargestellt worden sind. Dies ist sicherlich auch dem Team von RTL 2 zu verdanken.
Die muslimische Familie repräsentiert den mittleren Durchschnitt des Islams und das war gut.
Was mich irritiert hat, war der Imam mit seiner Religionsstunde. Das er sagte, dass die Regel um mehr als eine Frau zu haben die Gerechtigkeit unter den Frauen ist, hat herzlich wenig mit dem Koran zu tun. Der Vers sagt ausdrücklich: "Und wenn ihr fürchtet den Weisenkindern nicht gerecht zuzuteilen "Tuqsitu fil Yatama", dann heiratet zweie, dreie oder viere von den Frauen die Euch zugelassen sind. Wenn ihr aber fürchtet ungerecht zu werden, dann nur eine oder was eure Rechte besitzt, dies ist besser als dass ihr unterhält (Unterhalt von Kindern und Frauen).
Betrachtet man der Vers genau, dann ist die Bedingung nicht die Gerechtigkeit sondern die Furcht um die Weisenkinder. Besteht diese nicht, ist die Polygamie von vornhinein nicht möglich. Das Gerechtheitsgebot ist offen, also es wird nicht gesagt ob es um die Frauen geht oder um die Gerechtigkeit zwischen den Weisenkindern. Da der vers 129 der selben Sure bestätigt, dass es den Männern nie gelingen wird vollständig gerecht unter den Frauen zu sein und trotzdem in seiner Formulierung weitersagt, dass man drum nicht bei der einen Frau bleiben soll und die andere Frau so stehen lassen soll als hinge sie herum, ist die Gerechtigkeit des ersten Verses eher unter den Weisenkindern anzunehmen.
Traditionelle Muslime interprätieren in den ersten Vers, also Nr. 3 der vierten Sure, hinein, dass die Gerechtigkeit unter den Frauen gemeint ist. So hat es auch der nette Imam gemacht. Man soll beide Frauen das ein Gewand kaufen und mit beiden Ferien machen usw...
Das geht aber nicht von dem Vers direkt hervor.
Vers 3, der Sure 4, welcher hier besprochen wird ist eher ein generalrecht welches durch das spezialrecht Vers 129, Sure 4 etwas eingeschränkt wird.
Man vergleiche ist mit folgendem Satz. "Wenn Du Medizin studieren willst, dann musst Du einen NC von 1.2 haben, wenn Du aber kein Latein gelernt hast, dann kannst Du auch nicht Medizin studieren.
Was ist die Hauptregelung? Ich denke wohl das NC, darüber hinaus soll man Latein können.
Mit der Polygamie in Vers 3 Sure 4 geht es nicht anders zu. Hauptregel ist, dass Polygamie von der Sorge um die Waisenkinder abhängig ist, nicht wie die patriarchalische muslimische Welt behauptet, dass man die Nächte, die Gewänder, Ferien und sonstige materielle Dinge gleichberechtigt unter den Frauen teilen muss. Dies ist ein Wunschdenken der Männer!
Darüber hinaus kommt noch dazu, dass der Vers 3 Sure 4 nicht ganz unzufällig nach dem Vers 2 kommt, der befiehlt das Geld der Waisenkinder nicht zu unrecht einzunehmen. Die "Illah", also das Problem welches der Koran hier behandelt, ist offensichtlich Waisenkinder und ihr Recht auf Eigentum sowohl als auch auf eine versorgende Familie.
Wenn man also Waisenkinder eine Familie anbieten will, dann kann man zweie, dreie oder gar vier Frauen zu sich nehmen um den Kindern dieser eine Familie anzubieten. Wenn man aber fürchtet in der ungerecht zu werden, also selbst ein Zweifel daran, dass man gerecht bleiben wird, dann soll man sich auf eine beschränken, bzw. auf was die Rechte besitzten. Da das letzte ein Hinweis auf Sklavinen ist, welche derzeit nicht mehr existieren und nach islamischer Vorstellung stufenweise abgebaut worden sind, bleibt nur noch die Beschränkung auf eine Ehefrau.
Schade das der Imam der Stefanie dies nicht erklärt hat.
mfg
marwan
marwan hassan
Postgraduierter Student der Islamwissenschaften
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