Leserbriefe Dienstag, 20.11.2007 |  Drucken

Leserbriefe



Mohamad Ali Hein schrieb:
"Wieder auf alte Werte und Tugenden besinnen"


Mit einen Gefühl der Verbundenheit, aber auch der Bestürzung las ich den Bericht von unserer Schwester im Glauben Maryam Brigitte Weiss. Fand ich -- wenn auch Muslim, und nicht Muslima -- einige Parallelen in meiner eigenen Entwicklung vom unzufriedenen Christen zum zufriedenen Muslim. Denn wie bei ihr war Gott immer Teil meines Lebens , jedoch die vorherrschenden Dogmen mit meiner Vorstellung von Gott nicht vereinbar. Auch ich hatte nie Hemmungen über ihn zu reden. Und auch wie sie empfand ich den Islam als Vollendung aller drei grosser , im sogenannten heiligen Land, entstanden Religionen. Und den Propheten Mohamad --s.w.s-- als letzten Stein im Hause der Propheten. Als ich mich vor nun mehr mehr als 10 Jahren zum Glauben des Propheten --s.w.s-- bekannte empfand ich dies wie sie als ein Gottesgeschenk, man wurde zwar belächelt, doch nicht angefeindet -- das hat sich mit denAnschlägen des 9.Septembers verändert. Man beschimpfte mich unwissender Weise als Taliban, Mudschahedin oder fragte wann ich denn den Pilotenschein machen würde. Selbst türkische Glaubensbrüder benannten mich gegenüber verwunderten Familienangehörigen als Fundamentalist, da ich die Sunna befolgte, soweit dies möglich ist, in einen nicht islamischen Land.

Doch nun zum sogenannten Kopftuchstreit -- mit Verwunderung erfüllt mich die Tatsache und die Erfahrungen die unsere Schwestern in NRW machten, oder die ich im erz-katholischen Bayern, respektive Unterfranken , in dem ich lebe mache und machte. Denn trage ich hier öffentlich Kefiye oder Dishdash, sehe ich in den Augen meiner nicht -muslimischen Mitmenschen alle Emotionen- von Verwunderung bis zu Agression. Desgleichen beim öffentlichen Benutzen meiner Subha. Verwunderung deshalb , würden die Gegner des Kopftuchs als Ausdruck der Frömmigkeit einer Muslima , die Bibel oder vielmehr das neue Testament lesen , fänden sie dort folgendes:

-- 5´´ Eine Frau aber , die da betet oder weisagt mit unbedecktem Haupt, denn es ist ebensoviel als wäre sie geschoren. 6 Will sie sich nicht bedecken , so schneide man ihr auch das Haar ab. Nun es aber einer Frau übel ansteht , das sie das Haar abgeschnitten habe oder geschoren sei, so lasset sie das Haupt bedecken. 10 Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupte haben um der Engel willen.13 Urteilt bei euch selbst , ob es sich ziemt das eine Frau unbedeckt vor Gott bete. 16. Ist aber jemand unter euch , der Lust hat darüber zu zanken, der wisse, das wir solchen Brauch nicht haben, die Gemeinden Gottes auch nicht.´´

Hätte die damalige Ministerin , wie auch die andern Instanzen , etwas mehr Grundlagen Forschung betrieben und es gäbe wohl gar keinen ´´Kopftuchstreit´´ , den das Kapitel 11 des Korinther Briefs ist hierzu wohl mehr als eindeutig. Zumal in diesem Kapitel eindeutig auf alle Aspekte des Kopftuchs eingegangen wird. Betrachtet man also von der christlichen Leitkultur in der BRD , müsse man die gläubigen Muslima im Tragen eines Kopftuches unterstützen nicht, anfeinden. Zumal in anderen europäischen Ländern, diese christliche Tradition, die ich noch aus meiner Kindheit kenne, gepflegt wird -- wer kennt nicht die Bilder gläubiger Christen , ganz gleich ob Ost- oder West Kirche, in Süditalien, Polen, Griechenland, des slawisch sprachigen Kulturkreises , wo 90 Prozent der betenden Frauen in den Kirche -- aber auch auf Strassen -- Kopftuch tragen. Objektiv betrachet sind als jene die gegen das Kopftuch wettern, die Minderheit, nicht jene die es befürworten, nimmt man die Zahlen jener Länder und Gläubigen zu Grunde. Und es hat wohl weniger mit Verachtung für die Frauen, die kein Kopftuch tragen, zu tun als mit einen modernen Modeempfinden oder einer misverstandenen Emanzipiertheit. Denn träfe diese Aussage zu, hieße dies im Umkehrschluss ja auch, das alle christlichen Kopftuchträgerinnen ihre Glaubens -- und Geschlechtsgenossinen als solche sähen. Also steht diese Argument auf tönernen Füssen , wie überhaupt diese ganze Diskussion -- findet sich doch die Antwort im neuen Testament 11, 16, wie oben beschrieben.

Zu meine Leidwesen muss ich gestehen, das mir jedoch auch als Muslim schon ähnliches widerfuhr, als ich in Bangkok lebte und arbeitete, jedoch nicht von buddhistischen Thai, die dem Islam, sehr wohlwollend gegenüber standen. Sondern von einem US-Amerikanischen Touristen, der mich beschimpfte als ich ihm am Freitag nach der Dschuma mit Kefiye auf den Haupt begegnete. Nun, da hatte er jedoch die falsche Adresse, da ich acht Jahre im Dienste der US Army stand und jede seiner Beschimpfung militärisch korrekt entkräften konnte. Und ich es offenbar mit einen GI zu tun hatte. Doch war dies die einzige negative Erfahrung im Königreich Thailand , in dem dem Islam hoher Respekt und Anerkennung zuteil wird , wie ich in Gesprächen mit Imamen oder Angehörigen des muslimischen Rats Bangkoks, Chiang Mais, Phukets, Mae Sais oder auch in Myannmar, Tachilek erfuhr. Gemein hin ist das Tragen der Sunna-Gewänder dort eher ein Schutz vor aufdringlichen Händlern , denn ein Nachteil. Trug ich meine Kefiye wurde ich nicht belästigt, wie andere Europäer, auch wurde ich nicht mehr als Farang -- westeuropäischer Ausländer -- gesehen sondern als Khon Muslim --- muslimische Person, Muslim -- , was mir vieles erleichterte.
Dies nur als Anmerkung , da es trotz falscher Darstellung des Islams in den Medien auch noch Länder gibt in denen Objektivität und Gastfreundschaft an erster Stelle stehen , wie auch die Gebote die allen drei grossen Religionen, ja selbst dem Bhuddismus heilig sind. Daher wäre für mich die wichtigste Reform dieser Gesellschaft in der wir leben sich eben wieder auf alte Werte und Tugenden zu besinnen, eine wahre Reform im Sinne dieses Wortes eben.

Denn wie unsere Schwester Maryam gibt mir meine Khefiye auch eine eigene Identität, oder vielmehr unterstützt, diese. Denn wahrer Glauben kommt von Innen und bedarf keiner Äußerlichen Symbole. Und auch ich sehe es an der Zeit darüber zu reden und Irrglauben zu bekämpfen, sowie das gemeinsame Miteinander zu fördern.

Möge ALLAH uns hierzu die Kraft geben
INSHALLAH



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