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Samstag, 27.10.2001

Leserbriefe



Jan H. Schmitt schrieb:



Sehr geehrte Damen und Herren,

gerade in einer Zeit, in der der Islam oft mit dem Mittelalter in
Verbindung gebracht wird, ist es traurig, wenn man sich in seinem Namen
gegen vernünftige Theorien wie die Evolutionstheorie wendet.

Mittelalter bedeutet nämlich hierzulande eine Welt, die sich die
Menschen von heute als finster, schmutzig und elend vorstellen, wo die
Menschen mit dem Tod aufstanden und abends mit ihm wieder in Ihre
verlausten Betten fielen. Kein Vergleich also zu der glanzvollen Epoche,
die gleichzeitig in der islamischen Welt andauerte.

Aber gerade in dieser Zeit war doch der Islam fruchtbarer Boden für die
Wissenschaft. Ärzte, Astronomen und viele andere konnten doch gerade
erst durch den vernunftbezogenen, jedem Aberglauben abgewandten Islam zu
geistigen Meisterleistungen gelangen.

Zum Vergleich in der damaligen Christenwelt: die Kirche ließ jeden
denkenden Menschen verbrennen, da sich christlicher Glaube und
vernünftiges Denken nach Ansicht der Kirche wohl ausschließen. Die
Menschen mußten Geistheilern und Hexenmeistern vertrauen.

In diese Richtung bewegt sich auch jeder, der die Evolutionstheorie
leugnet. Für einen gläubigen Muslim sollte es doch gerade großartig
sein, daß der Schöpfer allen Lebens kein Hexenmeister war, der das Leben
aus dem Ärmel geschüttelt hat; sondern vielmehr mit seinem überragenden,
eben göttlichen Wesen einen Plan für die Entstehung der Welt hatte, den
wir Menschen bis heute nicht, und wohl auch niemals nachvollziehen
können. Dazu gehört auch die Evolutionstheorie, die ja nur deshalb noch
Theorie ist, weil sie keine Antwort auf die Entstehung des Lebens selbst
geben kann. Daß sich die Entwicklung des Lebens nach der Evolutionslehre
vollzogen hat, steht indes außer Frage.

Ein gläubiger Muslim muß in seinem Glauben doch bestärkt sein, wenn sein
Schöpfer derart überwältigende Möglichkeiten zur Gestaltung des Lebens
geschaffen hat.

Wer dies leugnet, der stellt sich vor allem in eine Ecke mit den
amerikanischen Christenfundamentalisten, die es in den USA zeitweise
geschafft haben, die Evolutionslehre aus den Schulbüchern zu verbannen.
Mit diesen Leuten, die selbstredend wie fast alle Amerikaner Feinde des
Islam sind, möchte sich der Autor Ibrahim sicher nicht vereint sehen.

Deshalb kein Aberglaube, keine Irrationalität. Ich möchte, daß der Islam
bleibt, was ihn auch für mich als ehemaligem Christen so anziehend und
überragend macht: Sonne des Glaubens UND Sonne des Wissens.

Friede Sei mit Euch.

Jan H. Schmitt


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