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Freitag, 29.07.2005

Leserbriefe



Daniel Otto schrieb:
Bleibt stark und schafft wieder mehr Vertrauen


>Heute fanden die Anschläge in London statt, schon werden die ersten die ersten Nachrichten verbreitet dass sich eine Al-Quaida –nahe Organisation zu den Anschlägen bekennt.
Nun gut, die Wahrheit wird sich noch herausstellen.
Die Menschen haben wieder Angst, die Angst gebiert Hass und der Hass ist der Vater des Totes.

Ich bin gläubiger Christ und ich bin davon überzeugt dass die meisten Moslems solche Taten weder befürworten noch gut oder gerecht finden. Wenn man den Terrorismus und die „heiligen Kriege“ ganz gleich von welcher Religion ausgehend genau betrachtet, stellt man fest dass diese Gewalttaten wirtschaftlich oder politisch motiviert waren und die Religion nur als Deckmantel herhalten musste.

Es ist aber unheimlich wichtig dass wir als wirklich Gläubige ( egal von welcher Religion) uns eindeutig und laut von diesen Menschen und ihren verdrehten Ideen distanzieren.

Ich möchte mich z.B. von George W. Bush distanzieren, er behauptet, er sei Christ und ist doch verantwortlich für einen Krieg in dem Tausende von Menschen getötet wurden. Er hat versucht seinen Krieg als gerechten Krieg darzustellen, als eine Art „heiligen“ Krieg, daraufhin hat sich selbst die Kirche der er angehörte von ihm distanziert.

Ich glaube das der Gott der Juden und Christen allmächtig ist und dass ER nur ein Wort sagen muss wenn ER will dass irgendjemand sterben muss, zum „sterben lassen“ benötigt ER uns nicht.
Es gibt noch viele Schandtaten von denen man sich distanzieren muss.
Viele Menschen in Deutschland fürchten sich und ich glaube dass sie sich insgeheim wüschen oder auch erwarten dass die (anständigen) Muslime in Deutschland sich sehr offen und sehr klar von diesen Organisationen und Anschlägen distanzieren, nur das schafft wieder Vertrauen. Es wäre doch auch mal schön zu hören, dass eine Islamische Gemeinde radikale Prediger aus ihrer Moschee verweist.
Für den Durchschnittsdeutschen sieht es so aus als würden die Islamischen Gemeinden dasitzen Däumchen drehen und so tun als ob sie das alles nichts angehe, und sich vielleicht noch darüber beschweren dass man sie in den Medien so schlecht darstellt.
Dies soll kein Vorwurf sein, nur ein Bild von dem was manche Deutsche so denken.
Es ist schon verständlich, dass es ganz schön frustrierend ist sich laufend rechtfertigen zu müssen. Aber wir alle leiden unter Vorurteilen alle Religionen, alle Nationalitäten und alle Kulturen. Sei es dass wir Vorurteile haben, oder dass andere welche über uns haben.
Das kommt einfach daher, dass uns Menschen fremde Dinge, Gebräuche, Religionen oder auch Kulturen verunsichern. Unsicherheit führt zu Angst, Angst zu Hass und Hass zu Tot. Doch das muss nicht so laufen, es hilft wenn sich der „Fremde“ dem Einheimischen anpasst, auf ihn zugeht, und ihm klar macht dass er keine Gefahr für ihn oder seine Kultur oder seine Werte ist.

Wenn ich nach Afghanistan ziehe muss ich nun mal respektieren dass die Gesellschaft dort erwartet dass meine Frau ein Kopftuch trägt und meine Frau und ich müssen uns daran anpassen, auch wenn die Verfassung vielleicht anders lauten würde.

Wenn in Deutschland die Mehrheit der Gesellschaft nicht will dass die Lehrerin in der Schule ein Kopftuch trägt muss man das ebenfalls akzeptieren, ansonsten fühlen die „Eingeborenen“ sich und ihre Kultur nicht respektiert. Ganz nebenbei, wir durften als Jugendliche in der Schule auch keine Baseballmützen tragen, man sagte uns, dass es in Mitteleuropa nicht Sitte ist in einem Gebäude eine Kopfbedeckung zu tragen.
Doch ist es nicht leicht sich anzupassen, ich war einmal Austauschschüler in den USA, ich wäre am liebsten Amerikaner geworden und habe mich angepasst so gut ich nur konnte. Hab das gleiche Essen gegessen, die gleiche Musik gehört, die selbe Kleidung getragen, den selben Sport getrieben, hatte die gleiche Religion und war doch am Ende immer noch „Dan the German.“

Trotzdem, wenn jemand Angst vor einem hat muss man ihm zeigen dass man ihn respektiert und ernst nimmt.

Wenn ich als Fremder in ein Land komme, darf ich nicht erwarten dass mich die Menschen dort verstehen, noch dass sie sich für mich oder meine Kultur interessieren. Aber ich kann auf sie zugehen, kann aufklären, kann mich mit den Menschen anfreunden, Vorurteile abbauen und Vertrauen schaffen.
Am Ende von meinem Austauchjahr war ich immer noch „Dan the German“ aber ich konnte fliesend Englisch sprechen und noch viel wichtiger, eine Freundin kam auf mich zu und sagte: „Daniel, bevor ich dich kannte dachte ich alle Deutschen wären Nazis, aber jetzt weiß ich dass das nicht wahr ist.“ Nun kann man sagen, die Amis sind nicht besonders gut informiert, oder Gott sei dank war ich da, hab Freunde gewonnen und wenigstens ein paar Vorurteile aus der Welt geschaffen.
Eine weitere Sache die sich schon in multikulturellen Gemeinschaften bewährt hat, ist ein gemeinsames Ziel welches über allen Unterschieden steht.

Doch so ein Ziel muss erst einmal definiert werden und dazu benötigen wir Vertrauen und Dialog.
Zuletzt möchte ich noch von einem Aspekt schreiben der uns alle betrifft. Wir dürfen uns keine Angst machen lassen. Die Terroranschläge haben nur den Zweck uns in Panik zu versetzen, uns dazu zu bringen Druck auf Politiker auszuüben, die Börse und die Wirtschaft zu verunsichern. Siehe Madrid, es war sicher richtig die spanischen Truppen aus dem Irak abzuziehen aber nicht als indirekte Folge eines Terroranschlags.

Wir haben uns in unserer Gesellschaft daran gewöhnt dass Freiheit, Demokratie und soziale Marktwirtschaft selbstverständlich ist und dabei vergessen dass sie uns und andere einst mal viele Opfer gekostet hat. Vermutlich hätten wir heute nicht die Freiheit wenn wir den zweiten Weltkrieg gewonnen hätten. Paradox aber logisch.

Wir dürfen nicht vergessen dass wir auch heute noch Opfer für unsere Freiheit und unseren Lebensstil bringen müssen. Ich rede nicht von irgendwelchen Kämpfern oder solch ein Quatsch. Sondern von den Opfern der Terroranschläge die irgendjemand getötet hat weil er nicht will das wir so leben wie wir es tun. Auch wenn eine Regierung mit ihrem Krieg total daneben liegt, muss es auch einem Terroristen einleuchten dass sich diese Regierung von ihm weder einschüchtern noch erpressen lässt und somit Unschuldige und Unbeteiligte des eigenen Volkes „opfern“ muss. Terror ist Angst, Hass und Mord und führt zu Angst, Hass und Mord, aber erreicht wird damit nichts.
Also keine Angst haben.

Bleibt stark!

Daniel


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